Planet Hund
Bildreportage von der "Swiss Dog Show" in Aarau.
Bild: Luca Bricciotti, Text: Adrian Soller
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Sie sind die Nächsten. Vierzehn Stunden ist Valeria von Valencia mit dem Auto nach Aarau gefahren, um dort mit ihrer Hündin Sofia am Hundeschönheitswettbewerb teilzunehmen, dann haben sie, wie die meisten anderen auch, ihr Zelt aufgebaut, die Startnummer umgebunden, Haare und Zähne gebürstet und gewartet, lange gewartet, viel zu lange. Es hat sich alles etwas verspätet. Doch jetzt wird der Juror bald mit Hand und Arm seine Kurbelbewegung in die heisse Aarauer Luft hinaus machen, ohne die beiden dabei anzuschauen. Er wird so andeuten wollen, dass es losgeht, dass sie nun endlich dran sind, jetzt! «Lachen!», wird sich Valeria dann denken, wenn sie mit Sofia den Ring 13 betreten wird. Der Juror aber wird Valerias Lachen gar nicht erst sehen. Er wird nur auf die Hündin Sofia blicken. Wenn Sofia an der Leine zwei, drei Runden im Kreis laufen wird, wird er auf ihren Gang und ihre Proportionen schauen, er wird schauen, wie sie den Kopf hält und ob sie angemessen schnell läuft. Wenn Sofia danach auf einem kleinen Campingtisch stehen wird, wird er ihr den Mund öffnen und übers Fell streichen, um so ihre Zähne und ihre Haare begutachten zu können. Und weil es im Ring furchtbar heiss sein wird, weil die Sonne brennen wird, wird Valeria, wenn sie sich gerade mal für einen kurzen Moment unbeobachtet fühlen wird, ihren Zeigefinger mit etwas Speichel benetzen, um ihn dann in Sofias Mund zu stecken und um ihn dann auch wieder zurück zu ihrem Mund zu führen. Zwei, drei Mal wird sie so Sofias Mund befeuchten. Sie wird die Bewegung so schnell und so beiläufig machen, dass man sie fast gar nicht sehen wird, auch wenn man ihr dabei zusehen sollte. Doch noch warten die beiden. Valerias Gesichtszüge sind eingefroren. Ein letztes Mal noch fährt Valeria mit einer Bürste hastig durch ihr glattes Haar, um dann mit derselben Bürste in demselben Tempo durch Sofias glattes Haar zu fahren. Bald ist es soweit. Sie sind die Nächsten.
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