Kläffen sollen die Anderen
Drei Ausgaben sind schon erschienen, die vierte Nummer geht die Tage in den Druck. Zeit für einen vorauseilenden Rückblick. »
Text: Adrian Soller, Bild: Frank Keil
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Es ist fast geschafft, das erste Jahr ERNST ist bald vollbracht. Vor einem Jahr ging das unabhängige Gesellschaftsmagazin für den Mann an den Start. Ein grossartig unbequemes Jahr war es. So wie es sein soll. So wie es sein muss. Wenn man Journalismus abseits der grossen Verlagshäuser aufbaut. Wenn man als kleineres, unabhängiges Printprodukt an den Start geht. Wenn man literarischen Journalismus wagt. Und das alles ausgerechnet noch: für den Mann.
In unserer ersten Nummer haben wir über «mach es gross» geschrieben, über einen Monstertruckfahrer mit Burnout, einen Bodybuilder, der Schwächen zeigt und einen ultimativen Fan, der Beatles-Songs ins Deutsche übersetzt, «gelbes Unterwasserseeboot», «lass es sein», «hier kommt die Sonne». In ERNST#2 schrieben wir über geheime Orte. Über Orte also, wo alles beginnt, jeder Wunsch, jeder Plan. Wir versteckten uns zusammen mit Daniel unter seiner Bettdecke, mit Tamara kletterten wir die Dachrinne hoch. Und mit Krystof rauchten wir einen Joint, Annelore begleiteten wir in die Kirche. Und dann kam ERNST#3: «Weg damit!» war das Thema. Eine Ode ans: Loslassen. Die Hammerwerferin Nicole liess ihren Hammer los, Redaktor Frank Keil hat die Tagebücher seiner längst verstorbenen Freundin losgelassen, fast jedenfalls. Und jetzt, zum Jahresende hin, ist: «Alles gut.» Trost. Optimismus. Positives. Endlich. Bald ist Weihnachten. Und wie wir alle wissen und immer wieder aufs Neue vergessen, ist nichts nur schlecht, auch das Allerallerschlimmste nicht. ERNST-Redaktor Ivo Knill schrieb in dieser Nummer einen persönlichen Text über den Selbstmord seines Bruders. Also: Was für ein Jahr. Was für Geschichten. Wir haben nicht Inhalte produziert. Wir haben mit Herzblut und Freude an Texten, Fotos und Illustrationen gearbeitet. Fast immer jedenfalls. Und das im grossartigen Team, einer Gruppe von Preisgekrönten und Erfolgsverwöhnten, von Erfolgslosen und Hoffnungslosen, eine Gruppe von Freaks, noch und nöcher, von Legasthenikern und Utopisten, von Hobbyschreibern und Karrieristen, von Zeichner und Fotografen, von Dichterinnen und nicht ganz Dichten. Alle waren sie dabei bei der Geburt von: ERNST. Und alle waren sie mal alles. So wie das Leben eben ist: Mal mitten drin. Mal aussen vor. Herausgekommen dabei ist jedenfalls ERNST, ein grandioser Fehler. So in etwa sieht es auf jeden Fall uebermedien.de (ein wichtiges Online-Portal nicht nur in Deutschland): Alles falsch sei an ERNST, aber das auf so konsequent grandiose Art umgesetzt, dass am Ende ein wirklich tolles, eigenes, verqueres, grossartig unbequemes Heft draus geworden sei, schrieb es. Und auch der Landbote, der Bund und die Berner Zeitung fanden: ERNST ist anders. Sie fanden ein Männermagazin vor ohne nackte Frauen, ohne Autos, ohne Muskeln. (Fast jedenfalls). Ein weibliches Männermagazin seien wir, hiess es deswegen und die Deutsche Presse Agentur sagte über uns, wir seien aufwendiger gemacht als ein Buch. Und der Journalistischer Salon Hamburg fand: «Gute bis sehr gute Texte.» Und ebenso: «Ihr seid die Einstürzenden Neubauten unter den Männermagazinen!» Und vollaufdiepresse.de meinte: «Bei der letzten Seite angekommen, bleibt der Leser etwas ratlos zurück.» Also wie gesagt. Was für ein Jahr. Lob und Kritik. Bewunderung und Gleichgültigkeit. Alles war dabei. Wir haben Abonnenten und Verlagspartner gewonnen, wir haben Inserenten verloren. Und nun, Weihnachten kommt, stehen wir da. Ein bisschen Geld noch in der Tasche. Und die Lust am Projekt so gross wie nie zuvor. Und den Mut und die Kühnheit genauso weiterzumachen. 20'000 Franken Verlust haben wir geschrieben dieses Jahr, nur 20'000 Franken. Und wenn es so weitergeht, dann geht es. Es muss gehen. Nächstes Jahr wohl schon. Aber eben: 20'000 Franken sind nicht nichts. Und um uns fürs nächste Jahr fit zu machen, hilft Geld. Wir suchen insgesamt zwölf Menschen oder Organisationen, die ERNST mit einer Kapitaleinlage von je 1500 Franken für das Jahr 2018 fit machen. Also. Meldet Euch. Mit Geld oder einfach nur den besten Wünschen. Wir nehmen, was wir kriegen, um zu machen, was wir wollen: Guten Journalismus. Für Euch. |